Vor rund 85 Jahren nahm Bob Wills den ersten Western-Swing-Titel auf

Unglaublich wie lange es schon her ist, aber Bob Wills war der erste Musiker, der seine musikalische Interpretation des Western-Swings aufnahm. Mehr Infos zu Bob Wills erhaltet ihr nachfolgend.

James Robert Bob Wills alias Jim Rob Wills, wuchs als ältestes von zehn Kindern im ländlichen Texas im Hall County auf. Seine Eltern und Großeltern brachten ihm das Geige spielen bei. Seinen ersten Auftritt auf der Bühne hatte er mit zehn Jahren. Der Farmerssohn und gelernte Frisör versuchte sich in verschiedenen Berufen, bevor er sich 1929 einer Medizinshow anschloss, die von Jahrmarkt zu Jahrmarkt zog. Sein Bruder Johnny Lee Wills, erlangte als Geiger in seiner Band „Johnny Lee Wills & His Boys“ ab 1950 im Western-Swing einige Hitparadenerfolge.

Musikalischer Werdegang

Gemeinsam mit Herman Arnspiger, dem Gitarristen der Medizinshow, gründete Bob Wills das Duo „Wills Fiddle Band“. Der Sänger Milton Brown, dessen Bruder Durwood und Clifton Johnson schlossen sich ebenfalls der Band an. 1931 wurde der Hersteller „Light Crust-Mehls“ Sponsor der Wills Fiddle Band, weshalb sie sich in „Light Crust Doughboys“ umbenannten. Daraufhin nahm sie W. Lee O’Daniel, der Manager ihres Sponsors, unter seine Fittiche. Die Band wurde schnell bekannt, zerstritt sich jedoch mit Lee O’Daniel. Aus diesem Anlass wurde Milton Brown durch Tommy Duncan ersetzt.

Im April 1932 brachten die Fort Worth Doughboys die erste Single „Nancy Jane / Sunbonnet Sue“ heraus. Daniels warf Bob Wills im selben Jahr wegen Trunkenheit aus der Band. Tommy Duncan entschied daraufhin ebenfalls die Fort Worth Doughboys zu verlassen. Gemeinsam gründeten die beiden zusammen mit Bob Wills Bruder, Johnny Lee Wills die Playboys. Lee O’Daniels, der später Gouverneur von Texas werden sollte, bereitete der Band weiterhin Probleme. Aus diesem Grund waren die Playboys 1934 gezwungen, nach Tulsa, Oklahoma, auszuweichen, wo sie sich in die „Texas Playboys“ umbenannten.

Vom Country zum Western-Swing

Die Band wuchs und erweiterte im selben Zug ihr musikalisches Repertoire. Blechbläser sorgten für einen sehr ungewöhnlichen Schliff für eine Country-Formation. Der Grund dafür war, dass Bob Wills und die Texas Playboys nach neuen musikalischen Ausdrucksformen suchten. Parallel dazu entstand in den Südstaaten der USA eine neue Variante des Jazz, der Swing. Daraufhin forderten Eigentümer der großen Tanzhallen auch von den Country-Bands eine tanzbare, hallenfüllende Musik. Bob Wills reagierte auf die Forderungen, indem er seine Gruppe zur Big Band erweiterte. Zeitweilig waren bis zu 18 Musiker involviert. Außerdem ließ er Jazz-Elemente in die Songs mit einfließen. Somit entstand eine neue Musikrichtung: der Western-Swing, der Country und Jazz verknüpfte. Bob Wills und sein früherer Mitstreiter Milton Brown gelten als Vorläufer des Western-Swings. Milton Brown, der mit seiner Band den Musical Brownies ebenfalls wichtige Beiträge leistete kam tragischerweise 1935 bei einem Verkehrsunfall ums Leben.

Hoher Standard als Alleinstellungsmerkmal

Die Bekanntheit der Texas Playboys wuchs stetig weiter. Ihre Konzerte waren ausnahmslos ausverkauft. Die Besetzung der Band wechselte jedoch häufig, denn nicht jeder Musiker konnte die hohen Anforderungen ihres Bandleaders erfüllen. Ein Markenzeichen waren die Soloeinlagen, bei denen einzelne Instrumentalisten von Bob Wills mit lautstarken Kommandos nach vorne ans Mikrofon delegierte. Beim nächsten Plattenlabel „Vocalion“ wurden sie dann als „Bob Wills & His Texas Playboys“ bezeichnet und veröffentlichten dort im Oktober 1935 den Jazz-Standard „St. Louis Blues / Four Or Five Times“. Ihren ersten Hit landeten sie mit der Wills-Komposition „New San Antonio Rose / The Convict And The Rose“, die am 28. November 1938 eingespielt wurde und Platz 15 in der Hitparade erlangte. Am 29. November 1938 folgte die Aufnahme von „Ida Red“, die als Vorlage für Chuck Berrys ersten Hit „Maybelline“ im fungierte.

Niedergang

In den 50er Jahren wurde der Western Swing deutlich sichtbar vom Rockabilly und Rock ’n’ Roll verdrängt. Dadurch bedingt verlor Bob Wills einen großen Teil seiner Fangemeinde und musste seine Band verkleinern. Obendrein machten Bob gesundheitliche Probleme zu schaffen. 1959 kamen er und Tommy Duncan musikalisch wieder zusammen und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Mit „Heart To Heart Talk“ gelang ihnen ein weiteres Mal ein Top-10-Hit. Die Texas Playboys waren wieder im Geschäft. 1962 und 1963 erlitt Wills Herzinfarkte, die ihn zwangen zurückzutreten, woraufhin er seine Bandleader Tätigkeit aufgab. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab als Solist weiter zu machen. 1968 wurde ihm die größte Auszeichnung der Country-Musik zu Ehren: Die Aufnahme in die Country Music Hall of Fame. Im gleichen Jahr erlitt er allerdings auch einen Schlaganfall, der zu einer halbseitigen Lähmung führte und seiner Karriere einen Dämpfer verpasste. Vor allem Merle Haggard lag etwas daran, sein Idol vor dem Absturz in die Vergessenheit zu bewahren. Er widmete Bob Wills das Album „A Tribute To The Best Damn Fiddle Player“. Dieses leitete Anfang der siebziger Jahre ein Western-Swing Revival ein, woraufhin Merle Haggard eine „Texas-Playboys-Reunion-Session“ auf die Beine stellte, bei der Bob Wills ein letztes Mal vom Rollstuhl aus seine damalige Band dirigierte. In der folgenden Nacht erlitt er einen weiteren Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Bob Wills verstarb am 13. Mai 1975. Er wurde auf Grund seiner Leistungen innerhalb der Country-Szene ebenfalls in die Nashville Songwriters Hall of Fame (1970), in die Western Music Association Hall of Fame (1995) und in die Western Swing Society Hall of Fame (2002) aufgenommen.

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