30 Sep „Sich selbst zeigen“: Im Gespräch mit Paula Lambert
Paula kommt! Dieses Mal erobert die Kolumnistin und Fernsehmoderatorin von Shows wie „Unter fremden Decken – Auf der Suche nach dem besten Sex der Welt“, „Im Bett mit Paula“ und „Paula kommt – Sex und gute Nacktgeschichten“ die Live-Bühne. Und wenn Paula Lambert die Bühne betritt, dann geht es natürlich um die schönste Nebensache (oder doch Hauptsache) der Welt. Ganz intim soll es dabei zugehen und vor allem interaktiv, denn zusammen mit ihrem Publikum will die bekannteste Beziehungsratgeberin Deutschlands ganz offen über das Thema Sexualität sprechen. Warum man(n) und frau für ein glückliches Beziehungsleben erst einmal auf sich selbst schauen sollen, was das Publikum von der Show erwarten kann und was sich Paula selbst von ihrer Tour erhofft, das erfahrt Ihr in unserem Interview mit der Frau, für die es keine Tabu-Themen gibt.
Unser Interview mit Paula Lambert
TV-Shows, Podcasts, Bücher, jetzt geht es auf die große Live-Bühne. Wie kam es dazu?
Ich hatte vor der Pandemie eine Veranstaltungsreihe namens „Paulas Mädelsabend“. Den direkten Kontakt habe ich sehr vermisst, darum dachte ich: „Lass uns was machen, aber ein bisschen größer!“
„Ganz intim“ lautet der Titel Deiner ersten Deutschland-Tour. Ganz intim und trotzdem vor einem großen Live-Publikum. Wie kann man sich das vorstellen? Was erwartet die Zuschauer:innen? Ein intimes, entspanntes Gespräch oder eine klassische Bühnenshow?
Die Menschen haben sehr viele Fragen. Sich selbst betreffend, aber auch die Beziehung, Sexualität, Dating und so weiter. Die Show zeigt die Genese von der Paarungsbereitschaft bis zur Bindungslust, aber natürlich lustig, nicht nur die Katastrophen. Ich mache eine Art Vortrag, der alle Fragen beantwortet.
Durch Shows wie „Paula kommt“ oder „No Body is perfect – Das Nacktexperiment“ wissen wir und weiß auch das Publikum schon, dass kein Thema zu peinlich ist, um es anzusprechen. Die Tour ist nun aber natürlich etwas ganz Neues. Was ist die größte Herausforderung daran, live vor Publikum über vermeintliche „No-Gos“ zu sprechen?
Ich habe da ehrlich gesagt keine Bedenken. Die größte Herausforderung liegt eher beim Publikum. Wer traut sich, die für ihn oder sie relevanten Fragen zu stellen? Wie ehrlich man mit sich ist, entscheidet ja, was und wie man sein Beziehungsleben gestaltet. Darum möchte ich schon, dass die Leute hinterher schlauer sind als vorher.
Was erwartest Du vom Publikum? In so einer interaktiven Show kommt es dann ja auch auf die Zuschauer:innen an. Rechnest Du damit, dass das Schamgefühl sich plötzlich doch im Publikum ausbreitet oder jemand unbeteiligt zur Seite schaut? Immerhin reagiert man manchmal ja vielleicht doch ganz anders, als man es vorher von sich selbst geglaubt hätte.
Normalerweise merken die Leute bei mir schnell, dass es nichts gibt, wofür man sich schämen braucht. Und selbst wenn, sie müssen ja nichts sagen. Ich habe genug Geschichten auf Lager, auch durch meinen Podcast. Und es geht mir ja immer um Wahrheitsfindung, aber gleichzeitig auch darum, den Humor nicht zu verlieren. Was wäre das Leben, wenn man nicht darüber lachen könnte?
Du sagst „Mein Ansatz ist es den Menschen beizubringen ein glückliches Leben zu führen“ und hast während der Pandemie auch ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht, „Geh schon mal in dich, das Glück kommt dann nach“. Was zeichnet dieses Glück aus und warum fällt es vielen so schwer, für das eigene Glück zu sorgen?
Sich mit sich selbst zu beschäftigen, ist einfach wahnsinnig konfrontativ und tut weh. Nicht jeder hat Freude daran, sich damit auseinanderzusetzen, aber jeder sollte es tun. Sich selbst kennenzulernen, und zwar so, dass man auch die Schwachstellen genau analysieren und erkennen kann, ist ein langer Prozess. Aber meiner Meinung nach kann man nur dann glücklich leben, wenn man es authentisch tut, also wirklich in Kontakt mit sich.
Im Podcast mit Sophia Thiel „4 Brüste für ein Halleluja“ beschäftigt Ihr Euch auch mit den Themen Selbstliebe, Wohlbefinden und mentale Gesundheit. Lässt es sich auf diese einfache Formel runterbrechen: Selbstliebe = Glück?
Sich dort abzuholen, wo man gerade steht, ist extrem wichtig für alles, was danach kommt. Insofern: Ja. Aber vielleicht ist Selbstverständnis das bessere Wort. Liebe ist für viele zu wuchtig. Der Akt bedeutet ja auch, dass man die schäbigeren Seiten gut annehmen kann, weil man weiß, das bin ich.
Um den Weg zum glücklichen Leben ganz zu gehen, dafür reicht die Dauer einer Live-Show vermutlich nicht ganz aus. Mit welchem Gefühl oder mit welcher Erkenntnis sollen die Zuschauer:innen am Ende des Abend im besten Fall nachhause gehen?
Erfüllt, erfrischt und vor allem in der Erkenntnis, dass jedes Problem kein solitäres ist, sondern wir alle Baustellen haben, die anderen bekannt sind. Wir müssen nur darüber sprechen! Das wünsche ich mir vor allem. Dass die Menschen nach Hause gehen und wissen, dass es wichtig ist, sich anderen zu zeigen. Angstfrei.
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