01 Mrz Skandalträchtige Songs: Rosie & Co. in einer Playlist
In München steht ein Hofbräuhaus / Doch Freudenhäuser müssen raus / Damit in dieser schönen Stadt / Das Laster keine Chance hat.
Der März ist da! Und der März steht bei uns ganz im Zeichen des Songs „Skandal im Sperrbezirk“ von der Spyder Murphy Gang. Denn dieser Song führte im gesamten März 1982 die deutschen Single-Charts an. Ein schöner Anlass, einmal in skandalträchtige Songs hineinzuhören, die uns untergekommen sind. Auch wenn die meisten dieser Skandale heute nur noch ein belustigtes Schmunzeln heraufbeschwören können. Denn Trotz der damals ausgelösten Empörung – vielleicht auch gerade deshalb – waren und sind diese Songs noch immer richtige Kassenschlager! Viel Spaß beim Reinhören in unsere skandalöse Playlist.
Skandal, nicht nur im Sperrbezirk
Der Song, der sich vordergründig mit der Prostituierten Rosie beschäftigt, trägt den Skandal nicht nur im Titel, sondern löste auch den ein oder anderen Skandal in der Wirklichkeit aus. Die Band drückte mit dem Song Kritik an der strengen Sperrbezirksverordnung der Stadt München aus, die vor dem Hintergrund der Olympischen Sommerspiele 1972 erlassen worden war. Nicht nur Prostitution, sondern auch alles andere mit leicht zweifelhaftem Ruf wurde zu großen Teilen aus dem Münchener Stadtbild verdrängt. Sich dagegen aufzulehnen, mochte damals für viele schon skandalös genug gewesen sein, aber es kam noch besser. So gab es aufgrund seiner teils derben Sprache zahlreiche Radio Boykotte gegen den Song. Aber damit nicht genug. Die Telefonnummer, die in dem Song als Rosies ausgegeben wird, war nämlich in einigen Städten tatsächlich vergeben. Und so erhielt eine ältere Dame zahlreiche skurrile und teils anzügliche Anrufe. Dem Sänger der Spyder Murphy Gang Günther Sigl zufolge investierte die Band daraufhin in eine Rufnummernänderung für die Dame und in viele, viele Blumensträuße. Für einen waschechten Skandal doch sehr süß, oder nicht?
Ja, Rosi hat ein Telefon / Auch ich hab ihre Nummer schon / Unter zwounddreißig sechzehn acht / Herrscht Konjunktur die ganze Nacht.
Empörung und Boykotte, wo man nur hinsieht
Die ganz großen Skandale sind heutzutage eher selten. (Zumindest musikalisch. Till Lindemann, Sänger der regelmäßig für Skandale sorgenden Band Rammstein, schockt mittlerweile zum Beispiel ja lieber per Video.) Vor allem die Themen, die früher für herrlich schöne Aufreger sorgten, sind mittlerweile keinen einzigen Entsetzensschrei mehr wert. Das Besingen von Sex und Sexualität ist aber vor einigen Jahrzehnten noch nicht derart etabliert in der Musikwelt gewesen. Daher sind in unserer Playlist auch viele Songs gewandert, die uns angesichts ihres Skandals nur noch müde lächeln lassen. Ob der stöhnende Gesang von Serge Gainsbourg und Jane Birkin im heute schon ikonischen Song „Je t´aime… moi non plus“ oder die unverfälschte – wenn auch französische – Aufforderung zum Sex „voulez vous coucher avec moi ce soir“ in „Lady Marmelade“. Zugegeben Donna Summers Orgasmus-Tirade im Song „Love To Love You Baby“ ist auch heute noch gewagt. Auch viele Songs, die laut Künstler einfach missverstanden wurden, haben sich in unserer Playlist angesammelt (so z.B. „Rape me“ von Nirvana).
Mit fremden Lorbeeren geschmückt
Alles nur geklaut, oder zumindest eine andere Stimme als die eigene ausgegeben! Diese Vorwürfe mussten sich einige Musiker:innen vorwerfen lassen. Während viele Fälle (u.a. Jennifer Lopez, Michael Jackson und Selena Gomez) lediglich ins Reich der Gerüchte gehören, sind einige tatsächlich bestätigt. So sang Zac Efron im ersten Highschool-Musical-Film nicht selbst, seinen Part übernahm Drew Seeley. Später stellte Zac Efron dennoch sein Können unter Beweis. In den folgenden Highschool-Musical Filmen und auch in „The Greatest Showman“ hörte man seine Stimme. Im letzteren gab es dennoch einen solchen Skandal. Nicht Rebecca Ferguson, sondern Loren Allred (The Voice US) sang die Power-Ballade „Never Enough“. Das in einem Musical-Film zu machen, gilt schon als Skandal!
Die bekanntesten Urväter dieser Skandale sind übrigens Milli Vanilli. Das Discopop-Duo, das durch den Song „Girl You Know It’s True“ bekannt wurde, sang seine Songs nicht selbst! Als das bekannt wurde, mussten die beiden den Grammy für den Erfolgssong selbstverständlich abgeben.
Aktuellere Aufreger
Dass uns einst skandalträchtige Songs heute mehr belustigen als empören, ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, denn zeigt das nicht, dass unsere Welt ein ganzes Stück toleranter und offener geworden ist? Für mehr Aufregung sorgt es heutzutage nämlich eher, dass ein Song, der sich mit relevanten gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt, nicht im Radio gespielt bzw. boykottiert wird. Dies zeigt zum Beispiel der Song „Vincent“ von Sarah Connor. Obgleich das Motiv des Boykotts von den Radiosendern auf die ‚derbe‘ Wortwahl „Vincent kriegt kein’ hoch, wenn er an Mädchen denkt“ zurückgeführt wurde, warf man den Boykottierenden zumeist homophobe Beweggründe vor.
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